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Die Parforcejagd (par force = mit Kraft), oft auch als französische Jagd bezeichnet, ist die Hetzjagd zu Pferde mit einer Hundemeute. Diese Jagdmethode entstammte dem Orient und wurde auch bereits im frühen Mittelalter in Europa ausgeübt. Jedoch wurde insbesondere unter Ludwig XIV von Frankreich diese Jagd zur barocken Prunkjagd weiter geführt. Im Gegensatz zu den früheren Jagden, bei denen es vor allem auf die Menge des erlegten Wildes ankam, wird bei der Parforcejagd gezielt nur auf ein bestimmtes Stück Wild (meist Hirsch) gejagt. Da Frankreich zu dieser Zeit in vielen Belangen als Vorbild für andere europäische Höfe diente, wurde auch die Parforcejagd von vielen Herrschaftshäusern als Gesellschaftsjagd praktiziert.

Im Jahre 1708 wurde unter Landgraf Ernst Ludwig zum ersten Male die Parforcejagd aus Frankreich am Darmstädter Hofe eingeführt. Hierzu wurde der Oberjägermeister von Schack mit der Ausführung beauftragt. Im Laufe der folgenden Jahre wurden in Bessungen der Parforcehof und in der neuen Vorstadt von Darmstadt der Jägerhof für die Parforcejäger, Hunde und Pferde eingerichtet. Zunächst wurden drei Piqueure verpflichtet und 18 Pferde für die Jagd ausgebildet. Die erste Einrichtung soll etwas über 10.000 Gulden gekostet haben. Die Parforcejagd wurde jedoch zunächst nach 10 Jahren aus Kostengründen eingestellt. Erst 1751 wurde sie von Landgraf Ludwig VIII von Hessen-Darmstadt wieder in Leben gerufen.Die Parforcejagd stellte eine verfeinerte und nach strengen Reglement ablaufende Hetzjagd dar. Es ging darum, einen bestimmten Hirsch im Wald aufzuspüren, seine Spur mit den Parforcejagdhunden zu verfolgen und ihn nach erfolgter Hetze zu stellen und zu erlegen. Obgleich als Jagdvergnügen erhebend, war sie doch für Menschen, Pferde und Hunde gefährlich und für den Feldertrag nachteilig. 

Ablauf einer Parforcejagd unter Landgraf Ludwig VIII von Hessen Darmstadt (ca. 1755)

Am frühen Morgen eines langen Jagdtages mussten zunächst die sogenannten "Besuchsjäger" in den Wald gehen um für die Jagd geeignete Hirsche zu finden. Diese wurde dann dem Fürsten und Jagdherrn gemeldet, der dann wiederum entschied, auf welchen bestimmten Hirsch gejagt werden sollte. Im Anschluss daran zog dann die gesamte Jagdgesellschaft in den Wald.Zur Parforcejagd wurden verschiedene Hunde für diverse Aufgaben gebraucht. So kamen zunächst die Lancirhunde zum Einsatz. Diese wurden zunächst von Jägern an den zuvor festgestellten Standort des vom Fürsten ausgesuchten Hirsches geführt. Die Fährte wurde vom Besuchsjäger bestätigt und die Lancierhunde nahmen die Fährte auf. Die Lancierhunde verfolgten die Fährte des Hirsches. Hierbei musste die Fährte immer wieder von den den Besuchsjägern bestätigt werden. Wurde der Hirsch dann in einem Dickicht aufgespürt, so wurden die Hunde gelöst und sprengten den Hirsch aus der Deckung. Die übrigen Jäger und Piquere beobachtetenn die Arbeit der Lancierhunde genau, denn hatte der Lancierhund den Hirsch nun aus dem Dickicht gesprengt, konnte die eigentliche Jagd beginnen. Die gesamte Hundemeute wurde gelöst und hetzte den Hirsch.In der schnellen Verfolgung des Tieres durch die Meute und berittenen Jägern lagen Reiz und Bedeutung dieser Jagd. Sie erforderte gut ausgebildete Jäger - Piquere genannt -, die die Jagd und "gerechten Zeichen" des Hirsches kannten, ihr Pferd beherrschten, mit den Hunden arbeiteten und das Jagdhorn blasen konnten.


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Aufnehmen der Fährte.mp3

Die eigentliche Kunst der Jagd bestand darin, einen bestimmten Hirsch in einem mit Rotwild reich bevölkerten Forst zu finden, ihn anzujagen und nur ihn, lösgelöst von anderem Wild, zu verfolgen. Während der Parforcejagd wurden dann die Geschenisse an der Spitze mittels der Jagdsignale an alle Jagdteilnehmer weiter gegeben. Sie beschreiben das Verhalten des gejagten Hirsches, die Arbeit der Hunde und andere Situationen. 


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Die Jäger auf den besten Pferden verloren keinen Augenblick die Spur. Sie folgten allen Winkeln, krummen, geraden, gebrochenen Linien und allen Absprüngen, welche die Jagd durchliefen. Ein prachtvolles Hallali war zu erwarten. Schon verkündeten es die Hörner, der Hirsch war gestellt. Und setzte sich der Hirsch auch gegen die ihn umgebende Meute zur Wehr, und setzte er sich auch listig über sie hinweg, sie stellten ihn wieder und drängten sich rings um ihn her. So auch im zweiten Kreise die Piqueurs, auf allen Hörnern blasend. Dann kam der fürstliche Jäger mit Gefolge, das Ganze umschloss ein weiter Kreis von Zuschauern. Der fürstliche Jäger stieg vom Pferde und erlegte den Hirsch. Weit klingende Fanfaren feierten den Erfolg der Jagd, und der erste Piqueur löste den rechten Vorderlauf des Hirsches ab, bekränzte ihn mit einem Bruche und händigte ihn dem Oberjägermeister aus, der ihn dem fürstlichen Jäger überreichte. Unterdessen wurden auch das Kurzwildpret und die Zunge des Hirsches ausgeschärft. Das Curèe (Aufbrechen und Zerwirken des Hirsches; Curée bezeichnet auch alles, was den Hunden von dem erlegten Wild als Belohnung für ihre Arbeit vorgeworfen wird) durfte nicht fehlen. Die Hundeknechte zerwirkten den Hirsch. Nachdem sie die Filets und andere, zum großen und kleinen Jägerrecht gehörigen Teile ausgeschärft hatten, bedeckten sie den Rest des Wildprets mit der Haut. Die unruhigen Hunde waren kaum noch im Zaum zu halten. Jetzt ertönten die Hörner zur Curée; die Hunde wurden losgelassen und nach wenigen Augenblicken war von dem ganzen Hirsch nichts mehr übrig, als das blanke Knochengerippe. Nachdem die Jagdhunde ihr Recht erhalten hatten, wurde der Heimweg angetreten.


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